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Der Australier Roger Woodward entstammt dem ausgezeichneten Pianisten-Jahrgang 1942.
Die Erfahrungen, die er -- nicht nur musikalisch -- in seinem Leben gesammelt hat, sind so vielfältig wie bei kaum einem
anderen Musiker. Sein vitales Interesse an Neuer Musik hat ihm nicht nur einen großen Ruf als Anwalt der Moderne, sondern
auch eine lange Reihe von ihm zugeeigneten Werken eingebracht, darunter solche von John Cage, Morton Feldman, Karlheinz
Stockhausen und Iannis Xenakis. Dies ist jedoch nur eine der vielen Facetten Roger Woodwards, dessen außergewöhnlich
großes Repertoire alle Epochen umfasst und dessen lebendige Lust am Entdecken von Musik nie nachgelassen hat.
Nachdem Roger Woodward in Australien u. a. bei Sir Eugène Goossens studiert hatte, führte ihn sein Weg nach Polen, wo er
bei dem Leschetizky-Schüler Zbigniew Drzewiecki Unterricht nahm. Sein Interesse an zeitgenössischer Musik brachte ihn bald
in den Kreis von Olivier Messiaen und seinen Schülern, darunter insbesondere Boulez, Xenakis, Stockhausen, Barraqué.
Der Kosmopolit Woodward, der in Australien zum "lebenden nationalen Kulturerbe" zählt, hat nach seiner polnischen Zeit
viele Jahre in England gelebt, wo er sich einen Ruf als "urban terrorist of the avantgarde" erwarb. 2002 war er
Gründungsdirektor der School of Music and Dance der San Francisco State University, wo er noch heute lehrt.
Woodward hat ca. 100 Schallplatten bzw. CDs vorgelegt, neben Musik für Klavier solo gelten dabei seine Interessen Werken
für Klavier und Orchester und besonders auch der Kammermusik; so war er mehrmals mit so renommierten Ensembles wie dem
Tokyo String Quartet und dem Arditti String Quartet im Studio. Er ist in den großen Konzerthäusern der ganzen Welt
aufgetreten und hat mit den renommiertesten Dirigenten zusammengearbeitet (Claudio Abbado, Zubin Mehta, Lorin Maazel usw.).
Seit Jahrzehnten ist er weltweit gefragt und hat bei rund 100 Festivals gespielt, davon neun Mal bei den Promenade Concerts
in der Londoner Albert Hall. Sviatoslav Richter lud ihn regelmäßig zu seinem Festival La Grange de Meslay ein.
Seine Aufnahmen wurden oft mit Preisen bedacht, u.a. erhielt seine Aufnahme des Wohltemperierten Klaviers
von J.S. Bach 2007 den Preis der deutschen Schallplattenkritik und war "Editor's choice" der Zeitschrift
Gramophone.
Roger Woodward ist Empfänger zahlreicher Ehrungen. Neben dem erworbenen Grad eines Doktors der Musik erhielt er bisher
nicht weniger als vier Ehrendoktorwürden, aber ebenso wurde er für seinen zivilen Einsatz ausgezeichnet: Für die
polnische Solidarnosc-Bewegung spielte er weltweit viele Benefiz-Konzerte, wofür er 1993 den polnischen Verdienstorden
erhielt; es folgten der Solidarnosc-Orden und die Gloria Artis-Medaille und weitere Auszeichnungen u.a. in
Frankreich (Chevalier de l'Ordre des Arts et des Lettres), England (OBE) und natürlich Australien. Sein bewegtes Leben
hat er 2014 in seiner Autobiographie Beyond Black and White: My Life in Music nachgezeichnet (s.u.).
"Woodward tilgt alles Historische, alles Elitäre, alles Befremdliche aus dieser Musik, er begreift Bach als Zeitgenossen
von so radikalen Erneuerern wie Xenakis, Cage, Feldman, Ligeti. Keine Rückschau, keine Wehmut, keine Bildungshuberei,
kein altes Europa: So viel Zukunft hatte Johann Sebastian noch nie vor sich" (Reinhard J. Brembeck, Süddeutsche
Zeitung, 17.4.2010, über Woodwards Aufnahme des Wohltemperierten Klaviers von J.S. Bach).
Für Juni 2016 geplante Konzerte in Deutschland: 3. u. 5. Juni in Hamburg bzw. Oldenburg >>
Quellen: www.musikfreunde-oldenburg.de u.a.
Homepage von Roger Woodward
Interview mit Roger Woodward (ABC Radio, 24.3.2015)
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